grosses Blidenmodell


Der Plan
Holzstapel
Am Anfang meines Blidenprojektes stand erst mal die Frage "Wie gross soll denn das Modell werden?". Dazu war meine grundsätzliche Überlegung, dass die Blide für mich transportabel sein sollte. Also war ich auf  die Abmessungen und die Zuladung des zur Verfügung stehenden
PKW-Anhängers beschränkt.. Der Anhänger hat eine Ladefläche von 2,05m mal 1m. Somit dürfen die einzelnen Balken eine Länge von 2m nicht wesentlich überschreiten.

Als zweite Überlegung stand die Frage nach dem Material an. Es sollte kein Nadelholz aus dem Baumarkt sein. Aus der Erfahrung mit dem kleinen Bliden-Modell heraus sollten die Holzbalken eine Stärke von 6 bis 8 cm haben. Ich habe mich für Eiche entschieden, da es aufgrund seiner Härte im Mittelalter vorzugsweise verwendet wurde. Beim Holzhandel an geeignetes Eichenholz zu gelangen war mir dann doch zu teuer. Meine Wahl fiel auf ein Angebot bei Ebay. Abgelagertes Eichenholz, Balken bis zu 4m lang und bis zu 7cm stark. Da ich die 3 Raummeter Holz nur teilweise brauche habe ich den Rest erst mal im Carport zwischengelagert.


Als drittes habe ich mir vorgenommen, mit den damals vorhandenen Möglichkeiten und Kentnissen zu bauen. Also nur traditionelle Holzverbindungen wie sie damals im 13. Jahrhundert auch angewendet wurden. Das bedeutet Fachwerk, Keile, handgeschmiedete Nägel, Verstärkungsbleche und Seile. Es dürfen keine Schrauben oder Gewinde in irgend einer Form
verwendet werden.

Die Vierte Vorgabe war, das die Blide vollständig zerlegbar sein muss und von 2 Mann vor Publikum möglichst schnell aufzubauen ist. Dabei darf  nur ein Holzhammer, Holznägel und Keile verwendet werden. Diese Vorgabe war mir wichtig, da ich nicht nur die Funktion der Blide vorführen möchte, sondern auch den Auf- und Abbau. Nachweislich wurde dieses nämlich in den Städten geübt, damit das Gewerf im Angriffsfall schneller bereit war.


Die Dimension

Die Grösse der Blide ist eindeutig durch den verwendeten PKW-Anhänger beschränkt. Auch scheint mir das maximal zumutbare Mass erreicht, mit dem ich rumschleppen möchte. Schliesslich ist dies ein Ein-Mann-Projekt. Ich erwarte ein Gewicht von 100kg Holz und 100kg Gegengewicht.

Der Maßstab im Vergleich zu meiner kleinen Blide beträgt etwa 4:1. Das kleine Modell hat eine Gesamthöhe von 82cm (Arm oben), also erwarte ich bei diesem Modell eine Gesamthöhe von 3,30m. Die wirklich grossen Bliden des Mittelalters hatten 20m und mehr. Das würde zu meinem Modell wiederum ein Verhältnis von 6:1 bedeuten. Um so etwas zu transportieren, benötigt man heute 2 grosse LKW, im Mittelalter 24 Wagen und 144 Pferde.


Der Bau

Keller1





Ich habe mir alle erforderlichen Eichenbalken aus meiner Ebay-Lieferung rausgesucht, um mit dem Bau zu beginnen.
Diese habe ich erst einmal geschliffen (beim Bau habe ich nicht auf Schleifmaschine, Bohrmaschine und Kreissäge verzichtet) und in den Keller verfrachtet. Die Unterkonstruktion habe ich jetzt auf 2,15m mal 1,60m zugeschnitten und mit Fachwerk begonnen. Jedes Fachwerk habe ich mit Handsäge, und Holzhammer und Beitel erstellt. Als nächstes habe ich die Oberkonstruktion in Fachwerk erstellt(Höhe ca.1,65m). Alle Verbindungen sind entweder mit Keilen oder Holznägel gesichert.


















Hier ein paar Beispiele der Fachwerkverbindungen
Detail1  Detail2 Detail3

Detail4 Detail5

Detail6  
Detail9


Detail7  Detail8



Die Unterkonstruktion nach ihrer Fertigstellung
Blide1 Blide2



Jetzt der Wurfarm. Ich habe ihn auf 2,43m zugeschnitten. Leider musste ich ihn aus Eiche fertigen. Besser wäre sicher Esche, da es ein langfaseriges, biegsames Holz ist. Eiche ist hart und kurzfaserig, es bricht leicht bei Überbeanspruchung. Der Wurfarm besteht aus aus drei einzelnen Balken, die ich komplett mit Schwalbenschwanz verbunden habe. Am dicken Ende, also die Seite des Gewichtskastens ist er 20,5cm mal 6,5cm stark. An der Schleuderseite habe ich ihn auf 8 mal 3cm verjüngt.
Wurfarm1

 Wurfarm4  Wurfarm6



Der Wurfarm ist fast fertig. Er wird jetzt noch mit Balken zwischen den beiden Lagern und Eisenbändern verstärkt.
Wurfarm7




Die Blide in seinem heutigen Zustand (10.03.08), hier mit meinem 3-jährigen Sohn bei der Bauabnahme. Bis jetzt hat das Holz ein Gewicht von 70kg erreicht. Als nächstes muss ich jetzt den Gewichtskasten und die Lager fertigstellen.
Blide3

Blide4  Blide5



Zum Vergleich mein kleines Modell
Detail12


 
Der Wurfarm ist jetzt fast fertig. Ich habe die schwächsten Stellen mit aufgenagelten Blechstreifen verstärkt. Außerdem ist der Bereich an der die beiden Achsen durchgeführt werden noch einmal extra mit je einem Balken auf jeder Seite verstärkt.
Wurfarm8

Wurfarm9




Kasten1











So, jetzt zum Gewichtskasten. Die benötigten Bretter habe ich mir alle aus meinen Eichenbalken gesägt. 
















Kasten2





6.4.2008   Geschafft!  230 Nägel sind eingeschlagen und umgehauen. Die Maße sind 38cm Breit, 90cm Lang und 82cm von Unterkante bis Achsloch. Das Fassungsvermögen beträgt etwas über 100 Liter. Mit Steinen gefüllt und dem Eigengewicht von ca. 20kg komme ich damit immer über 150kg (Wenn der Kasten und der Rest das aushält).

Nachtrag vom 13.4.08: Ich habe 10 leere Farbeimer mit Steine gefüllt was in etwa 100 Liter entspricht. Die Steine wiegen etwa 150kg und passen locker in den Kasten










Blide6











12.4.08  Ich habe jetzt mal alles aufgebaut. Für den Aufbau bis hierhin habe ich alleine 25 Minuten benötigt. Es fehlen noch die Schleuder mit der Schleudertasche (aus Leder), der Mechanismus um den Wurfarm herrunterzuziehen und Holznägel, um das Fachwerk zu sichern.

























Winde

Ab mitte April 2008 wurde es noch mal hektisch.  In 2 Wochen wollten wir auf den ersten Markt  nach Bad Bodenteich. Also schnell 
aus einigen Eichenbalken Bretter gesägt, 2 Besenstiele gekauft und damit eine Wind zum herabwinden des Wurfarmes gebaut.Die beiden Bretter, die hier an der Bliden-Hauptkonstruktion befestigt sind und beim kurbeln zwischen den beiden Kurbelblättern fallen dienen hier als Rückschlagschutz.










Tauwerk







Das Tauwerk besteht aus 6 Seilen:

Dem Seil zum herabwinden des Wurfarmes
Dem 2 Seilen die an der Wurftasche einerseits und am Schleuderarm andererseits befestigt sind.
Den 2 Seilen die den Wurfarm in der gespannten Position halten und auch Teil des Auslösemechanismusses sind.
Dem Seil an dem gezogen wird, damit der Ring den Auslösehaken freigibt.












Augspiess
Alle Seilverbindungen sind nach Seemannsart  hergestellt.
Vornehmlich habe ich den Augspieß verwendet, der mit dem 
einfachen Takling gesichert ist.






Wurf








Hier sieht man die Blide im Einsatz. Der Ring, der den Auslösehaken freigibt ist gerade runtergezogen, der Schleuderarm schnellt nach oben, der Rest ist auf den Videos unten zu sehen.













Die Kosten
der Blide belaufen sich auf ungefähr 700 Euro, wobei das Eichenholz mit 500  Euro den Löwenanteil ausmacht.


Ich habe jetzt mal ein Video eingespielt.
Das Video zeigt die Blide beim ersten Werfen auf freiem Feld.